Offener Brief des GEMA-Aufsichtsratsvorsitzenden, Komponisten, Professors und DKV-Präsidenten Enjott Schneider an den baden- württembergischen Ministerpräsidenten zur Kontroverse um die Umgestaltung der dortigen Musikhochschullandschaft

Die Kultur- und Bildungspolitik in Baden-Württemberg sorgt auch im Sommer 2013 für Aufregung und Stirnrunzeln, nachdem 2012 bereits die Entscheidung zur Fusion der beiden SWR-Orchester Unmut und Unverständnis erzeugte. Nach einer Analyse der finanziellen Situation der Musikhochschulen durch den Landesrechnungshof, legte das dort zuständige Kunst- und Bildungsministerium vorschnell einen eigenen Massnahmenkatalog vor. Statt in einem Diskussionsprozess einzutreten, wie sinnvoll und mit Zustimmung aller Betroffenen besser profiliert und gleichzeitig gespart werden kann, wird die Verkleinerung der Musikhochschulen in Mannheim und Trossingen als Rumpfbildungsstätten für Jazz und Tanz am Neckar und im Süden für Alte Musik und als Hochschulakademie als Leitlinie gesetzt. Verständlicherweise löst dies den Protest der beiden Institute aus, derweil sich die Musikhochschulen Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg auf die Seite des ministerialen Planes schlagen. So wichtig eine Verstärkung von regionalen Profilen sein mag, so ist sie doch nur möglich, wenn eine Musikhochschule basal den Fächerkanon von künstlerischen und pädagogischen Unterricht in allen Orchesterinstrumenten, Gesang und Theorie anbietet. Wird ihr das genommen, hilft auch keine einseitige Profilierung verbleibender Fächer. Erschreckend ist allerdings, wie die baden-württembergische Landespolitik leichtfertig gewachsene Strukturen ihrer Kultur- und Bildungslandschaft aufs Spiel setzt, die Solidarität der fünf Musikhochschulen gebrochen ist und generell Quantität vor Qualität gestellt wird. Dazu verfasste der Komponist, emeritierte Professor und neue Präsident des Deutschen Komponistenverbands Enjott Schneider einen offenen Brief an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der gegen diese Zustände Stellung bezieht und zu Vernunft und Augenmass in der aktuellen Debatte aufruft:“Daß Kultur in Deutschland immer vorschnell nach quantitativen Kriterien sich messen muss, ist der Sache schädigend: es geht in Kultur um Qualität und nicht um Quantität bzw. quantitative ‚Erfolgsmessung‘.“ Der vollständige Wortlaut des offenen Briefes ist unter diesem Link zu finden.